Muthesius Parallax: State of Design, Berlin

Das Ausstellungsprojekt Muthesius Parallax wird vom 20.09. – 23.09. in Berlin beim Designfestival »State of Design« gezeigt.
Teilnehmer: Hansol Kim, Benjamin Unterluggauer, Leon Clausen.

http://parallax.muid.sh

https://berlindesignweek.com/event/muthesius-parallax/

Kann man die Designausbildung in einem utopischen Raum anders denken?

»We are lifelong learners«, sagen die teilnehmenden Studierenden des »Muthesius Parallax«, das die Struktur der heutigen Designausbildung in diversen Experimenten und Denkansätzen hinterfragt.

Der Vorschlag der Gruppe »Muthesius Parallax« ist ein postdigitaler Arbeitsraum. Ähnlich wie eine nach dem Parallax-Prinzip gestaltete Website ist auch das Muthesius Parallax ein mehrschichtiges Template, das sich mäandernd im Raum entwickelt. In verschiedenen Installationen akkumulieren sich so Gedanken und Visionen sowie verschiedene Denk- und Arbeitsweisen. Darin kommen mehrere, parallel existierende Schichten zum Ausdruck, die einen potentiellen, und darin utopischen gestalterischen Prozess aufgreifen. Als Zusammenhang bilden die Exponate eine begehbare Installation.

Das Gesamtkonzept des Muthesius Parallax übersetzt Paradigmen der Designausbildung wie Komplexität, Überlagerung, Vagheit, Interaktion, Offenheit, Partizipation, Digitalität und Vernetzung in einen Raum. Dabei greift die Gruppe eine rückblickend utopisch anmutende Anekdote der deutschen Designgeschichte auf: die Werkbundkiste.

Das Ausstellungsformat wurde von Matylda Krzykowski kuratiert und mit Annika Frye initiiert. Matylda Krzykowski ist Designkuratorin und transdisziplinäre Kommunikatorin, sie war im WS 17/18 und im SS 18 internationale Gastprofessorin an der Muthesius Kunsthochschule. Annika Frye ist Designerin und Design-Theoretikerin sowie Professorin für Designwissenschaften an der Muthesius Kunsthochschule. Teilnehmende Studierende: Jakob Brand, Katharina Graff, Franziska Schneider, Benjamin Unterluggauer, Alex Niggemeyer, Leon Clausen, Sebastian Kommer, Henrieke Neumeyer, Hansol Kim. Fotografie: Jonathan Simon-Weidner.

Exponate

„Eris“ von Leon Clausen

Stellen Sie sich vor, Computer und 3D Drucker wären längst Vergangenheit. Es gäbe nur noch eine einzige Technologie, die alles herstellen kann. Es wäre das Ende der endlosen Innovations – Spirale, die sich dreht, seitdem die Menschheit Dinge herstellt. Ein weißes Blatt, auf dem die Spielregeln der Produktion neu gemischt werden. Was wollen wir herstellen und warum?

Rasante technologische Entwicklungen und die Start-Up-Kultur haben eine blinde Technologie Begeisterung ausgelöst und die Frage nach dem „Was“, „Warum“ und „Wofür“ in den Hintergrund rücken lassen. Unsere Aufgabe als DesignerInnen ist es, die Zukunft zu gestalten. Allein durch bessere Produkte verändert sich jedoch nicht viel. Wir müssen kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen anstoßen, was kluge Köpfe, kritisches Denken und gute Fragen erfordert.

Das Mockumentary bedient sich den Stilmitteln von Start-Up Videos, um die Versprechen ihrer Produkte zu überspitzen und klar zu stellen: Es wird nie ein Gerät geben, welches uns alle Arbeit abnimmt. Deshalb sollten wir unsere Fixierung auf heilsversprechende neue Fertigungsprozesse ablegen und neue Schwerpunkte im Design definieren, welche uns als Gesellschaft voran bringen. Alle im Video verwendeten Aussagen sind (an “Eris” angepasste) Zitate von Crowdfunding Videos und Online Artikeln aus Design und Tech-Magazinen.

„Figurative Approach“ von Benjamin Unterluggauer
Zehn Objekte, die DesignerInnen helfen, »Wicked Problems« anzugehen

Horst Rittel veröffentlichte 1973 seinen Essay »Dilemmas in einer allgemeinen Theorie der Planung«. Darin formuliert er den Begriff der »Wicked Problems« (Tückische Probleme), sowie deren zehn Charakteristika. Horst Rittels Idee wird auch in der Designausbildung immer wieder herangezogen, um die Unbestimmtheit und Vertracktheit des Entwerfens zu umschreiben, die insbesondere im Grundstudium sehr herausfordernd ist.
»Wicked Problems« gibt es viele, sie begegnen uns meist mehrmals täglich. Denn Designprobleme sind per se tückisch, argumentiert Rittel, da es für sie niemals eine vollständige und »perfekte« Lösung geben kann. Die Aufgabe des Designers liegt daher darin, mit der zur Verfügung stehenden Zeit und Energie den bestmöglichen Ansatz zu definieren.

Im Exponat stellt Benjamin Unterluggauer den von Horst Rittel betrachteten Charakteristika der Wicked Problems jeweils ein Werkzeug gegenüber. Die Werkzeuge sollen – jenseits einer Designtheorie – helfen, die Probleme ganz konkret anzugehen. Sofern sich Designer oftmals größerer Probleme annehmen, als ihnen bewusst sind, wurden die Werkzeuge jedoch hochskaliert. So bildet der Versuch jeweils ein geeignetes Werkzeug zu gestalten auch wieder ein »Wicked Problem«.

„Uniforming Appearance“ von Hansol Kim

Warum gibt es für viele praktische Berufe Arbeitskleidung, jedoch nicht für Designerinnen?
Eine Uniform anzuziehen, bedeutet in den Arbeitsmodus zu wechseln. Sie wieder auszuziehen, bedeutet, nicht zu arbeiten. Eine Uniform könnte helfen, eine Work-Life Balance herzustellen. Denn schon im Designstudium verwischt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Im Zuge der Diskussion um entgrenztes Arbeiten in den gestalterischen Disziplinen schlägt Hansol Kim vor , Arbeitsuniformen zu verwenden.

Diese Idee wurzelt in seinem Erasmussemester am Umeå Institute of Design. Dort trugen Studenten einen Arbeitskittel. In dem Entwurf verbinden sich nun der kulturelle Hintergrund seiner Heimat Korea mit seiner Erfahrung in Schweden. Als Vorbild hat er einen koreanischen traditionellen Kittel, einen “Hanbok” genommen, der im Alltag getragen wird. Der Kittel hat eine Universalgröße und ist leicht zu tragen. Da man an einer Designschule oftmals in der Werkstatt oder in dem Atelier, als auch am Computer, arbeitet, sollte die Kleidung praktisch sein und viele Aufbewahrungsmöglichkeit anbieten.


„A Contemporary Understanding of Design“ von Matylda Krzykowski mit Annika Frye

Das Konzept der Werkbundkiste wurde in den 1950er Jahren durch den Werkbund entwickelt. Dieser wurde 1907 als Zusammenschluss von Künstlern, Architekten und Unternehmern u.a. auf Anregung von Hermann Muthesius gegründet, dem Namensgeber unserer ebenfalls 1907 gegründeten Hochschule.

Die unterschiedlichen Werkbundkisten enthielten massenproduzierte Haushaltswaren, und zwar funktionale alltägliche Objekte, wie Geschirr oder Küchengeräte. Etwa 80 dieser Kisten wurden als Anschauungsmaterial an Schulen verteilt, um in der vom Wiederaufbau Deutschlands geprägten Umbruchphase des Wirtschaftswunders den utopischen Gedanken der demokratischen, »Guten Form« bei den zukünftigen Konsumenten zu verankern.

Es ist heute schwer vorstellbar, dass man damals glaubte, allein anhand einer Kiste voller Haushaltsgegenstände einen nachhaltigen und demokratischen Designgedanken vermitteln zu können. Denn heute schaut man im Design mehr auf den Prozess als auf das Produkt. Was also wäre das aktuelle Format?
»Muthesius Parallax« zeigt anstelle von fertigen Produkten Prozesse, Methoden, Werkzeuge und Haltungen. Das räumlich gestaltete Interface ist eine Schnittstelle, ein Vermittlungsansatz zur Designausbildung. Durch diese Form von Annäherung an die prozesshafte Gestaltung soll den Besuchern ein bewusstes, heute würde man sagen: zeitgenössisches Designverständnis, vermittelt werden.


„Printed Interface“ von Muthesius Parallax

https://issuu.com/mkrzykowski/docs/muthesius_parallax_catalogue_2018

Datum: Donnerstag, 20.09.2018 – Sonntag, 23.09.2018
Zeit: 00:00 – 00:00
19.09.2018 , ,

Industriedesign

An der Muthesius Kunsthochschule wollen wir neue Qualitäten vermitteln. Für uns ist Design eine umfassende Auseinandersetzung mit technischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen sowie gesellschaftlichen Veränderungen gleichermaßen. Wir sind daran interessiert, diese Entwicklungen in neue und interessante Beziehungen, Prozesse und Interaktionen zu übersetzen. Wir sehen uns verpflichtet, im Studium Wege zur Gestaltung intelligenter und verantwortbarer Produkte und Nutzungserfahrungen aufzuzeigen. Für diese Aufgabe müssen wir Augen und Gedanken öffnen und weitreichende Handlungskompetenzen erwerben: Vernetztes Denken und Handeln, Erforschen, Erproben, Konzipieren, Detaillieren, Visualisieren und Kommunizieren. Und vor allem: Gestalterisch Entscheiden.
Da wir in Kiel alles andere als eine Massenhochschule sind, können wir die zu vermittelnden Inhalte eng aufeinander abstimmen. Eine ganzheitliche, praxisorientierte und individuelle Lehre ist die Folge. Das Studium an der Muthesius Kunsthochschule soll motivieren, persönliche Neigungen zu entdecken und engagiert weiterzuentwickeln; die Ausbildung zu verantwortungsvollen, kritischen und professionellen Gestalterinnen und Gestaltern ist unser Ziel.

Bachelor

Mit dem Bachelorstudium im Industriedesign an der Muthesius Kunsthochschule werden die Studierenden auf die facettenreichen und anspruchsvollen Anforderungen als Gestalter so vorbereitet, dass eine richtungsweisende Tätigkeit in unterschiedlichen professionellen Kontexten ermöglicht wird.

Master

Welche Zukunft wünschen wir uns? Welche Qualitäten sollen Technologien, unser Zusammenleben und der Umgang mit uns selbst haben? Wer gestaltet und verantwortet Veränderungen?

Der viersemestrige Masterstudiengang „Industriedesign“ der Muthesius Kunsthochschule mit den Schwerpunkten Interface Design und Medical Design nimmt sich zentraler aktueller und zukünftiger Fragestellungen an.
Er qualifiziert zur professionellen, interdisziplinär-entwerfenden Arbeit in einem breiten Tätigkeitsspektrum im Forschungs-, Industrie- oder Dienstleistungsbereich mit gestalterischen, entwicklungstechnischen oder strategischen Schwerpunkten. Das Angebot richtet sich sowohl an Bachelor-Absolventen des Industriedesigns, wie auch anderer Disziplinen. Weniger die Ausrichtung der akademische Vorbildung ist von Bedeutung, als vielmehr die Überzeugung, mit seiner Profession wertvolle Synergien stiften zu können. Im Besonderen richtet sich das Studium als akademische Weiterbildung an Interessenten, die bereits Berufserfahrung gesammelt haben. Gestalterisch erforschen und forschend gestalten, was das individuelle und gemeinschaftliche menschliche Leben zukünftig auszeichnen wird – das ist Ihr Studieninhalt als Masterstudentin und Masterstudent des Industriedesigns an der Muthesius Kunsthochschule.

Sie arbeiten im Spannungsfeld zwischen Interface Design und Medical Design: Diese beiden inhaltlich synergetischen Schwerpunkte vermitteln Kompetenzen für eine zukunftsorientierte gestalterische Arbeit, bei der der Mensch als Akteur gesellschaftlichen Wandels, aber auch als Erkenntnisgegenstand an sich im Zentrum steht. Designer werden in Zukunft wesentlich stärker als Impuls- und Richtungsgeber der individuellen und gemeinschaftlichen Lebensorganisation auftreten und diese auch erfahrbar machen – von diesem Leitbild wird das Studium getragen.

Lehrende

Prof. Martin Postler
Industrial Design

PROF.IN DR. BETTINA MÖLLRING
Grundlagen des Design

PROF. FRANK JACOB
Interface-Design

PROF. DETLEF RHEIN
Industriedesign I Meth. Entwerfen I M.A. Medical Design

PROF. DR. MED. DIETER SIEBRECHT
Industriedesign (MA) Medical Design

PROF.IN DR. ANNIKA FRYE
Designwissenschaft und -forschung

Abschlüsse

Bachelor of Arts (B. A.) (8 Semester)

Master of Arts (M. A.) (4 Semester)
Industriedesign/ Medical Design
Industriedesign/Interface Design

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